100% Weltmeisterin
Das größte Crossminton-Event der letzten Jahre ist Geschichte – die Weltmeisterschaft in Zagreb, Kroatien (30.06.-02.07.2022). Sie musste, wie alle großen Veranstaltungen ja mehrfach verschoben werden, alles war unsicher, selbst die Trainingsvorbereitung war immer wieder schwierig. Deshalb war unter den 357 Spielern und Spielerinnen aus 23 Ländern auch nur eine von den Poing Speedfires mit dabei: Vivien Klee
Mangels Doppelpartner (Paul Holleis hatte zwei Tage zuvor noch Corona erwischt) ging es bei ihr in der Damen Ü40 Einzelkategorie um alles. Allerdings waren auch praktisch alle guten Spielerinnen angereist, unter anderem neun der Top Ten der Weltrangliste. In der Gruppe konnte Vivien sich gleich stark präsentieren und ließ erst ihrer kroatischen und danach ihrer belgischen Gegnerin keine Chance. Dann ein kleiner Dämpfer, sie verlor gegen die an Nummer drei gesetzte Polin Beata Jagiello. Trotzdem war sie als Gruppenzweite natürlich weiter, bekam aber dementsprechend kein Freilos und musste gegen eine andere Polin ran.
Nach einem relativ ungefährdeten Sieg wartete die Weltranglistenführende Edit Osvay aus Ungarn auf sie, gegen die sie erst einmal gespielt und dabei verloren hatte. Diesmal hatte Vivien aber etwas anderes vor. Die Aussicht, einen Treppchenplatz nach Hause mitnehmen zu können, spornte sie so an, dass die Nummer Eins der Welt gar nicht wusste, wie ihr geschah und nach zwei Sätzen nach Hause geschickt wurde.
Weiter ging es Schlag auf Schlag ins Halbfinale, dort gegen die Französin Nadège Plubel. Vivien’s druckvolles Spiel ging im ersten Satz nicht auf (7:16), auch da der Platz am Center-Court überraschend stark von den Klimaanlagen-Windverhältnissen betroffen war. Doch die WM sollte sich als Nährboden für Willenskraft und Flexibilität herausstellen. Vivien stellte Ihr Spiel um, brachte die Gegnerin dazu, Fehler zu machen und holte sich Satz zwei (16:14) und drei (16:11).
Die Erwartungen waren bereits übertroffen, der Zusammenhalt aller Spieler aus Deutschland zu spüren und die Spannung im Finale gegen die Ungarin Helga Braun (die die Polin vom Anfang ausgeschaltet hatte) kaum auszuhalten. Zum Glück für alle Daheimgebliebenen gab es eine Liveübertragung in der alle ein Hin- und Her der Punkte beobachten konnten, mit dem ersten denkbar knappen Satzgewinn für Vivien, 16:14.
Nun war noch der Letzte hellwach geworden und die Hoffnungen auf einen deutschen Titel stiegen. Allerdings klappte erstmal gar nichts mehr, der schnelle 2:10 Rückstand war nicht mehr aufzuholen, es ging in den entscheidenden dritten Satz. Jetzt wieder voll konzentriert, lautstark unterstützt von den Rängen, wurde es wieder ausgeglichener. Nach 3:3 ein 7:7, alles schien offen. Ein paar kleine Fehler nach dem Seitenwechsel und schon Rückstand 7:11, dann 8:13. Nahezu uneinholbar. Nahezu! Unheimlich konzentriert, voll im Tunnel, super auf den Beinen, die Ungarin sich schon zu sicher, Punkt für Punkt aufgeholt auf 14:14, jetzt sogar Matchball! Der Smash geht aber knapp daneben. Ein toller weiter Ball direkt in die hintere Ecke, zweiter Matchball. Der Aufschlag der Gegnerin wäre vermutlich ins Aus gegangen, das können aber nur die Zuschauer sehen, der Ballwechsel geht weiter, die Leute trauen sich längst nicht mehr zu atmen, die Ungarin zunehmend unter Druck, deren Bälle gehen immer höher und weiter, jetzt ein gutes Auge, der Ball ist tatsächlich im Aus! Vivien ist Weltmeisterin, was für eine Sensation!!
Die einzige Spielerin aus Poing und dieses Traumergebnis, was für eine Ausbeute!
In den anderen Einzel-Kategorien (Open und Damen) ging der Titel jeweils nach Japan, nur bei den Herren Ü40 konnte sich der Weltmeister von 2012 (!), Patrick Schüsseler, aus Köln durchsetzen. Bei den Damen Ü50 gab es einen zweiten Platz für die Stuttgarterin Regina Ströbel und bei den Herren Ü50 einen dritten Platz für den Nürnberger Alexander Kontcha.
Ein tolles Turnier, ein tolles Erlebnis, ein toller Sport, eine tolle Gemeinschaft.